Tanzen, hier von mir beschrieben als das Miteinander von Frau und Mann, oder wie es formell richtig heißt: von Dame und Herr sollte eigentlich in seiner Ursprungsform der Ausdruck von Freude, ja sogar Ekstase sein. Der Einklang zweier Körper, die sich auf einen gewissen Rhythmus (vorzugsweise von der Musik vorgegeben) miteinander im Einklang bewegen.
Die Anfänge dafür liegen weit zurück, wurden weder durch ethische noch gesellschaftspolitische Aspekte beschränkt. Im Laufe der Zeit erfuhr der Tanz wie so vieles eine Beschränkung durch Normen und Vorschriften. Sei es zum einen durch die Anschauung der Gesellschaft oder durch eine Festlegung der Bewegungsformen. Leider, denn dabei blieb der Ursprungsgedanke auf der Strecke: Spaß, Erotik, das Ausleben seiner Gefühle mit dem Partner/der Partnerin. Und gerade diese Normierung führt zu dem was ich unter: “beim Tanzen ist alles anders” verstehe: Die Herren brauchen länger um zum eigentlichen Kernpunkt zu kommen, sie kümmern sich mehr um die Probleme ihrer Dame als um ihre eigenen, die Damen sind nicht bereit, sich ihrem Partner hinzugeben, weil das Vertrauen fehlt. Gegenseitiges Verständnis wird ersetzt durch die Konzentration auf die genormten Schritte; Gefühl wird durch xmal geprobte Aktionen ersetzt. Spaß ist, wenn eine erlernte Figur endlich klappt und nicht, dass man mit dem Partner zusammen sein darf sowie die Herausforderung zusammen etwas zu bewältigen. Würde nun der Herr zuerst auf sich achten, seine Bewegungen festigen, dann gäbe er der Dame so die Möglichkeit, sich auf ihn und seine Eigentümlichkeiten einzustellen und ihn so zu akzeptieren wie er nunmal ist. Gefühl dafür zu entwickeln, wann er etwas haben möchte und wie. Doch permanente Unsicherheit verbunden mit einem tiefen Schweigen darüber, was man denn eigentlich selbst vor hat ersetzt zielstrebiges Handeln. Wobei es doch oftmals so leicht ist, seinen Egoismus durchzusetzen: Ob es nun darum geht, wer kocht, wer fährt oder was man denn abends im Fernsehen ansieht. Sich dort durchzusetzen ist oftmals Routine.
Tanzen ist ein Gebiet, bei dem der Herr der Dame viel Freude bereiten kann. Er soll führen und sie ist grundsätzlich auch bereit sich darauf einzulassen. Zu führen heißt dabei aber nicht die Dame zu zerren, zu reißen, oder was weiß ich sonst noch was anzutun. Nein – es ist vielmehr so, dass er wissen sollte, was er will! Wenn die Dame nicht vor Beginn des Tanzes gewisse Bewegungen ausschließt oder bekannt ist, dass sie mache Aktionen einfach nicht kann, dann gibt es zunächst mal keine Tabus. Es liegt dann aber am Herren, herauszufinden, was seiner Dame Spaß macht und was sie kann. Hier ist viel Gefühl gefragt, aber wer seinen eigenen Körper nicht fühlen kann wie soll er jemals ein Gefühl für die Dame bekommen? Daher nochmals der Aufruf an den zunächst zwingenden Egoismus der Herren. Nur wer seiner sicher ist, kann auf seine Partnerin frei eingehen!